Kommentar |
Aischylos ist der älteste der drei großen attischen Tragiker. Er bietet eine ganze Reihe besonders interessanter Besonderheiten. So findet sich unter den von ihm erhaltenen Tragödien nicht nur mit der ‹Orestie› die einzige erhaltene Inhaltstrilogie überhaupt. Mit den ‹Persern› ist er auch Autor der einzigen erhaltenen unter den sehr wenigen bezeugten Tragödien mit «historischem» statt «mythischem» Sujet.
In diesem Semester sollen die drei Tragödien behandelt werden, die die ‹Orestie› bilden: der ‹Agamemnon›, der die siegreiche Rückkehr der Titelgestalt aus dem Trojanischen Krieg und seine Ermordung durch seine Gattin Klytaimestra, aber auch seine Taten behandeln, die zumindest mitursächlich für seinen Tod sind; die ‹Choephoren›, in denen Orest auf massiven Druck Apollons hin seine eigene Mutter umbringt, um die Ermordung seines Vaters zu rächen; die ‹Eumeniden›, in denen Orest, von den Erinyen in den Wahnsinn getrieben, zunächst in Delphi von Apollon entsühnt wird, sich dann aber noch dem Richterspruch des von Athene gestifteten Areopags stellen muss, der ihn mit dem denkbar knappsten Stimmenverhältnis freispricht.
Die komplexe Handlungsstruktur der drei 458 v. Chr. an einem Tag uraufgeführten Stücke, die deshalb auch zahlreiche Beziehungen untereinander aufweisen, macht es nötig, sich in einem Semester auf diese Inhaltstrilogie zu beschränken. In den ersten Sitzungen der Vorlesung wird eine Einführung in die antiken (Aristoteles, Horaz) und neuzeitlichen (Schiller, Hegel) Tragiktheorien gegeben, die die moderne Sicht der Tragödie und des Tragischen nachhaltig geprägt haben und weithin bis heute prägen. |
Literatur |
Textausgaben:
Martin L. West, Aeschyli tragoediae cum incerti poetae Prometheo, Stuttgart/Leipzig 1998.
Übersetzungen:
Aischylos, Tragödien und Fragmente, hrsg. und übers. von Oskar Werner, München, 4. Aufl. 1988 (mit griechischem Text); Aischylos: Die Orestie (Agamemnon, Choephoren, Eumeniden), Übers. u. Anm. von Kurt Steinmann, Nachwort von Anton Bierl, Stuttgart 2016.
Zur Einführung:
Sabine Föllinger: Aischylos. Meister der griechischen Tragödie, München 2009, bes. 115–165.
Manfred Joachim Lossau: Aischylos, Darmstadt 1988.
Nach wie vor sehr wertvoll für die griechische Tragödie insgesamt Albin Lesky, Die tragische Dichtung der Hellenen, Göttingen 1972, und Joachim Latacz, Einführung in die griechische Tragödie, 2. Aufl., Göttingen 2003. Auf neuerem Stand Bernhard Zimmermann (Hg.), Handbuch der griechischen Literatur der Antike, I: Die Literatur der archaischen und klassischen Zeit, München 2011, 451–610.
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Bemerkung |
Voraussetzung für die Teilnahme: Alle Interessierten sind willkommen, besondere Voraussetzungen für die Teilnahme gibt es nicht. Die Vorlesung wird so gestaltet werden, daß auch Hörer ohne Griechischkenntnisse mit Gewinn folgen können.
Leistungsnachweis: je nach Modulzuordnung; nach Möglichkeit i.d.R. mündliche Prüfung in der ersten Woche der vorlesungsfreien Zeit. |