Der Dokumentarfilm steht spätestens seit Robert Flahertys Nanook of the North (1922) im Fokus filmwissenschaftlicher Theoriebildung und hat im Laufe des letzten Jahrhunderts eine enorme Entwicklung durchgemacht. In Lateinamerika besitzt er zudem einen besonderen Stellenwert. Hier hat sich während der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts vor allem der politische Dokumentarfilm im Rahmen des sogenannten 'Tercer cine' herausgebildet, der bis heute großen Einfluss nicht nur auf das lokale Filmschaffen hat.
Im Seminar werden wir uns mit der Geschichte und Entwicklung des Dokumentarfilms in Lateinamerika auseinandersetzen. Dafür werfen wir einen Blick auf wichtige Referenzwerke wie Pino Solanas und Octavio Getinos La hora de los hornos (1968), Patricio Guzmans berühmte Chile-Trilogien bis hin zu Werken der 2000er Jahre wie Los rubios (2003) von Albertina Carri. Dabei werden wir zum einen mit der Dokumentarfilmtheorie beschäftigen und u.a. das Verhältnis von Realität vs. Abbildung bzw. Fakt vs. Fiktion untersuchen. Zum anderen werden wir dieses theoretische Wissen mit Hilfe dezidierter Filmanalysen an ausgewählten Beispielen anwenden. |