Kommentar |
Galileo Galilei (1564-1642) gehört zu den großen Universalgelehrten der Neuzeit und gilt als einer der Begründer der neuzeitlichen Naturwissenschaft.
Mit dem Bau des Teleskops (basierend auf einer Entdeckung des holländischen Brillenmachers Lipperschey) und seiner Ausrichtung in den Himmel gelang es Galileo 1610, das von Kopernikus 1543 entworfene geozentrische Weltbild zu bestätigen und somit die bis dahin gültige Weltvorstellung aus den Angeln zu heben. Mit dem neuen Weltverständnis ging ein neues (christliches) Selbstverständnis des Menschen einher, der sich nunmehr aus dem Zentrum der göttlichen Schöpfung herauskatapultiert sah. Diese und andere Aspekte seines Hauptwerks Dialogo sopra i due massimi sitemi del mondo von 1632 waren für die Inquisition bekanntermaßen Grund genug, den Autor anzuklagen und von Papst Urban VIII. verhören zu lassen, sowie seine Schriften - mit denen des Kopernikus - auf den Index zu setzen. Trotz des Prozesses und seiner notgedrungenen Revision der eigenen als ketzerisch verschrienen Thesen bleibt Galilei ein Revolutionär unseres Denkens. Die im Folgenden notwendige Reinterpretation der conditio humana auf Grundlage dieses Paradigmenwechsels hat nicht zuletzt ihrerseits den Weg für das Denken der Aufklärung geebnet. Sein Ansatz, die wissenschaftlichen Schriften von der Gelehrtensprache Latein in das für die Allgemeinheit verständlichere italienische Idiom zu überführen, erwies sich als eine Pionierleistung auf dem Boden der europäischen Wissenschaftspublikationen, die bald zahlreiche Nachahmer fand.
Im Seminar werden wir uns daher insbesondere den astronomischen Schriften Galileis widmen, Sidereus nuncius von 1610 sowie dem Dialogo sopra i due massimi sistemi del mondo von 1632 (in Auszügen), und sein Werk und Wirken innerhalb den Schriften von Zeitgenossen Galileis zu kontextualisieren versuchen (z.B. Nikolaus Kopernikus' De revolutionibus orbium coelestis, Giordano Brunos La cena delle ceneri, Tommaso Campanellas Apologia pro Galileo). Des Weiteren sollen aber u.a. auch Galileis weniger beachtete "literaturwissenschaftliche" Schriften über Dantes Inferno, Tasso und Ariosto uns beschäftigen, und so unser Portrait von einem wahrhaftigen Universalgelehrten abrunden. |
Literatur |
Primärtexte werden in Original und ggf. (bei lateinischem Original) in deutscher Übersetzung ab Anfang Oktober im elektronischen Semesterapparat bereitgestellt. Zugangsdaten erfragen Sie bitte per Mail bei mir: diana.dimaria@uni-jena.de
Zur Einführung empfohlen:
Blumenberg, Hans: "Das Fernrohr und die Ohnmacht der Wahrheit", in: Galilei, Galileo: Sidereus Nuncius. Nachricht von neuen Sternen, herausgegeben und eingeleitet von Hans Blumenberg, Frankfurt a.M.: Suhrkamp 2002 (EA 1965), S. 7-75.
Blumenberg, Hans: "Gottes Bücher stimmen überein", Kap. VII in: ibid.: Die Lesbarkeit der Welt, Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1986 (EA 1981), S. 68-85.
Fischer, Klaus: Galileo Galilei, München: Beck 1983 (Beck'sche Schwarze Reihe: Große Denker. Leben, Werk, Wirkung, Bd. 504).
Zur Anschaffung empfohlen:
Galilei, Galileo: Sidereus Nuncius. Nachricht von neuen Sternen, herausgegeben und eingeleitet von Hans Blumenberg, Frankfurt a.M.: Suhrkamp 2002 (EA 1965). (darin finden Sie die deutschen Übersetzungen des Sidereus nuncius, des Dialogo, der Due Lezioni all'Accademia Fiorentina circa la figura, sito e grandezza dell'Inferno di Dante sowie der Considerazioni al Tasso, z.T. in Auszügen) |
Bemerkung |
Aus gegebenem Anlass bietet sich ein gemeinsamer Besuch des Programms "Die Entdeckung des Weltalls - Mit Galileo auf Entdeckungsreise" im Zeiss-Planetarium Jena an. Der Eintritt beträgt 8,50 bzw. ermäßigt 7,00 €. Vorführungen nach Semesteranfang finden statt am 22. und 24.10., sowie am 8.11.2013. Näheres dazu werden wir gemeinsam in der ersten Seminarsitzung besprechen.
Link zur Beschreibung:
http://www.planetarium-jena.de/Die-Entdeckung-des-Weltalls.55.0.html |