Kommentar |
Mit dem Begriff des Silbernen Zeitalters werden (unter Bezugnahme auf das Goldene Zeitalter Puskins und der Romantik) verschiedene Ausprägungen der literarischen Moderne in Russland verbunden. Im engeren Sinne umfasst das Silberne Zeitalter zwischen 1890 und den 20er Jahren v.a. Symbolismus (Brjusov, Blok), Futurismus (Chlebnikov, Majakovskij) und Akmeismus (Achmatova, Mandel'stam). Aber auch Dichter, die sich keiner jener drei bedeutendsten Strömungen anschlossen (z.B. Cvetaeva, Pasternak), werden dem Silbernen Zeitalter zugerechnet.
In dieser Epoche bildet sich in Russland erstmals ein eigenständiges literaturästhetisches Fundament heraus (Belyj, Vjac. Ivanov), in dem, häufig am Beispiel des Orpheus-Mythos, der enge Zusammenhang zwischen Musik und Dichtung hervorgehoben wird.
In der Lehrveranstaltung kommen literarhistorische, ästhetische, analytische und intertextuelle Fragestellungen gleichermaßen zur Sprache. Zunächst steht die Herausbildung des Symbolismus in Anlehnung an französische Vorbilder (Verlaine, Mallarmé), aber auch an die russische Spätromantik (Tjutcev, Fet) und den Impressionismus (Cechov, Turgenev) im Vordergrund. Literaturästhetik und Dichtung von Symbolisten und Akmeisten werden einander kontrastiv gegenübergestellt und aneinander gemessen.
Da den Autoren des Silbernen Zeitalters die Verarbeitung vielfältiger intertextueller Bezüge (z.B. Dante, Shakespeare) gemeinsam ist, wird auch die ausgeprägte Affinität jener russischen Lyriker zu europäischen Literaturepochen wie Antike, Mittelalter, Renaissance und Romantik betrachtet. |
Literatur |
Etkind, E.: Tam, vnutri. O russkoj poezii XX veka, Sankt-Peterburg 1997.
Holthusen, J.: Russische Literatur im 20. Jahrhundert, Tübingen 1992.
Holthusen, J.: Studien zu Ästhetik und Poetik des russischen Symbolismus, Göttingen 1957.
Lauer, R.: Geschichte der russischen Literatur, München 2000.
Rapackaja, L.A.: Iskusstvo serebrjanogo veka, Moskva 1996.
Terras, V.: Poetry of the Silver Age. The Various Voices of Russian Modernism, Dresden/München 1998. |