„Ditz ist der arme Heinrich / Got mach uns im gelîch” lautet die Überschrift einer der Handschriften, in denen Hartmanns spannungsvolle Erzählung überliefert ist. Hier steht die religiöse Grundsatzdiskussion neben der erotischen Gewaltphantasie, das Vertrauen auf das Vermögen der fortschrittlichsten Medizin neben der Impulshandlung aus Verzweiflung, kindlichem Unwissen oder Gottgefälligkeit. In diesem Spannungsfeld fällt der arme Heinrich vom höchsten Glück in eine in mancherlei Hinsicht verkehrte Welt, ehe die Erzählung an ihrem Ausgang ein diskussionswürdiges „Happy Ending” bereithält. Und diesem armen Heinrich soll Gott uns gelîch machen?
Das Seminar soll durch gemeinsame Lektüre des mittelhochdeutschen Texts und ferner verschiedener Übersetzungen und auch modernerer Adaptionen des ‚Armen Heinrich‘ zu einem soliden Werkverständnis führen und auch Möglichkeiten suchen, etwa persönlich motivierte oder aktuell gewendete Interpretationen mit dem Anspruch historischer und literaturwissenschaftlicher Angemessenheit zu vereinbaren. |