Kommentar |
Die Dichtung vom Mord, sie lebe hoch! Man muß dabei gar nicht an Niedriges aus der Groschenkrimikramskiste denken. Denn der Literatur an sich – jedenfalls der, die etwas taugt, – ist nichts Menschliches fremd, wozu natürlich auch das Unmenschliche gehört. Oder gibt es auch Mord und Totschlag aus Menschlichkeit? Na bitte, da fängt es auch schon an, interessant zu werden. Was nämlich menschlich ist, und was man davon von Menschen im richtigen Leben überhaupt erwarten kann oder auch muß, das haben Literaten immer wieder gerade auch in Texten über absichtliche und unabsichtliche Tötungen dargestellt. Und so verwundert es nicht, daß man sich mit Mord und Totschlag durch die ganze Literaturgeschichte hangeln und strangeln kann. Wir lassen uns zum Einstieg von Tucholsky darin unterweisen, wie man sich als Mörder benimmt, folgen dann der lyrischen Spur des Verbrechens, ermitteln auf der Schattenseite des Sonnenkönigparis, nehmen dem Kommissar Matthäi ein Aufklärungsversprechen ab und verlustieren uns mit Wedekinds Lulu. All das natürlich nicht um eines mordsmäßigen Vergnügens willen, denn wir wollen von all den Toden etwas über die Fallanalyse literarischer Texte lernen – für das Leben natürlich! |
Literatur |
Textgrundlage:
E.T.A HOFFMANN: Das Fräulein von Scuderi. Erzählung aus dem Zeitalter Ludwig des Vierzehnten. Nachw. v. Paul Michael Lützeler. Stuttgart: Reclam (= RUB 25). – € 3,00. ISBN: 978-3-15-000025-0
Friedrich DÜRRENMATT: Das Versprechen. 37. Aufl. München: dtv 2012. – € 9,00. ISBN-13: 978-3-423-01390-1
Frank WEDEKIND: Lulu. Der Erdgeist. Die Büchse der Pandora. Hg. v. Erhard Weidl. Stuttgart: Reclam 2023 (= RUB 14451). – € 5,80. ISBN: 978-3-15-014451-0
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