In vielen klassischen Werken der Philosophie finden sich viele Stellen und Passagen, die als rassistisch beurteilt werden. Auch in den kritischen Schriften Kants kann man auf eurozentristische und rassistische Herabwürdigungen ganzer Menschengruppen und Ethnien treffen.
Diese Stellen zu identifizieren und sich mit ihnen kritisch auseinanderzusetzen, ist alles andere als trivial. Es erfordert vielmehr eine ganze Reihe an philosophisch-wissenschaftlichen Kompetenzen, wie etwa
a. eine genaue Exegese der betreffenden Stelle im Kontext,
b. eine sprachliche bzw. begriffsgeschichtliche Rekonstruktion,
c. eine Kontextualisierung in den jeweiligen zeitgenössischen Debatten, und nicht zuletzt
d. eine selbstkritische Reflexion auf die eigene Rezeptionspraxis und ihre leitende Fragestellung (War Kant ein Rassist? War der damalige Zeitgeist tatsächlich homogen? Welche Klischees prägen nicht nur die Kantischen Texte, sondern auch unsere heutigen Diskurse, unser heutiges Denken? Welche moralischen Erwartungen haben wir an die "großen Philosophen"? Welche Fragen gelten als originär philosophisch, welche nicht?)
Diese Kompetenzen sollen im Seminar vermittelt und erarbeitet werden und in der Diskussion ausgewählter Textstellen zur Anwendung gelangen. Ausgewählte Textstellen werden dazu intensiv gelesen und im Zusammenhang der Philosophie Kants ausgewertet, um sie auf ihre problematischen Inhalte hin – auch vor dem Hintergrund der jeweiligen Forschungsdiskussion – zu untersuchen und zu diskutieren.
Das Seminar eröffnet mit einer Vorbereitungssitzung am Mittwoch, den 3. April von 18 Uhr bis 21 Uhr; Seminarraum Z 9; Zwätzengasse 9. Dort wird das weitere Vorgehen / weitere Termine besprochen.
Das Blockseminar findet vom Donnerstag, den 2. Mai bis Samstag, den 4. Mai in Jena statt.
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